Zu Besuch im Deka-Fondsmanagement

Mario Adorf, Fondsmanager bei der Deka, erzählt im Interview von seinem Arbeitsalltag und den Herausforderungen im Fondsmanagement

Herr Adorf, was ist Ihre Aufgabe im Fondsmanagement der Deka?

Ich verwalte einen der größeren globalen Aktienfonds, analysiere zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen die relevanten Unternehmen und entscheide im Rahmen der Anlagephilosophie, in welche Firmen investiert wird. Das Anlegen neuer Mittelzuflüsse, das Bereitstellen der Gelder bei Ausschüttungen und Umschichtungen bei den Einzeltiteln im Portfolio beschreiben den normalen Tagesablauf. Dazu kommen zum Beispiel zahlreiche Meetings, oft auch mit Vorständen großer Aktiengesellschaften.

Wie fühlt es sich an, mit Milliarden umzugehen?
 
Zunächst einmal ist es eine verantwortungsvolle Aufgabe, wenn man Kundeneinlagen in diesen Größenordnungen verwalten darf. Eine große Sorgfaltspflicht, das Vertrauen in die eigene Analyse und Arbeitsweise gepaart mit einer gewissen Erfahrung über die letzten Jahrzehnte sind dabei das Fundament der täglichen Arbeit. Gerade im Aktienbereich sind dabei immer wieder auch mal deutliche Kursverluste zu beobachten und gerade in diesen Phasen gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren, sachlich zu analysieren und möglichst frei von Emotionen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Mario Adorf

Fondsmanager in der Deka

Wie sieht ihr Tagesablauf konkret aus ?
 
Früh morgens beginnt der Tag mit einem Überblick über das Weltgeschehen und die Unternehmensergebnisse, die spät abends in Nord- und Südamerika oder morgens ins Asien veröffentlicht worden sind. Um 8.30 Uhr tauschen sich alle unsere Analysten und Fondsmanager in einem Morningmeeting zu den über Nacht eingetretenen Ereignissen aus. Da werden Daten und Fakten analysiert und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Danach geht es in die klassische Verwaltung des Fonds. Zum Beispiel müssen ja die am Vortag zugeflossenen neuen Kundengelder angelegt werden. Das können schon Beträge im Millionenbereich sein. Um 11 Uhr gibt es dann ein weiteres Meeting, in dem wir mehr in die Tiefe gehen und die Geschäftsmodelle von Unternehmen diskutieren und bewerten.
Da ist der halbe Tag ja schon rum.
 
Es gibt genug zu tun. Wir analysieren zum Beispiel mit Kursinformations- und Analysesystemen das tägliche Börsengeschehen und beschäftigen uns mit der Unternehmensbewertung, etwa mit Cash Flow-Modellen, die die Zahlungsströme in der Zukunft der Unternehmen mit dem aktuellen Unternehmenswert in Verbindung setzen. Auffälligkeiten, sowohl ein deutlich zu hoher oder zu niedriger Börsenwert geben dann Impulse, um sich tiefer mit diesen Unternehmen zu beschäftigen. Oft folgen daraus sogenannte „one on ones“, das sind etwa 45 bis 60-minütige Meetings mit den Vorständen der Unternehmen, in denen die Geschäftsaussichten diskutiert und analysiert werden. Die Entscheidung, ob ein Unternehmen in den Fonds gekauft wird oder nicht, wird dann vom Fondsmanager getroffen.
Außerdem besuchen wir die Unternehmen auch vor Ort, um uns einen Eindruck und Überblick über die betrieblichen Abläufe zu verschaffen. Die Teilnahme an globalen Investmentkonferenzen, runden die Informationsbeschaffung ab.

Gerade im Aktienbereich sind dabei immer wieder auch mal deutliche Kursverluste zu beobachten und gerade in diesen Phasen gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren, sachlich zu analysieren und möglichst frei von Emotionen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Wie wird man eigentlich Fondsmanager ?
 
Da gibt es unterschiedliche Wege, klassisch über ein Betriebs- oder Volkswirtschaftsstudium, aber auch Quereinsteiger aus den Bereichen Mathematik, Medizin oder Naturwissenschaft können ihren Weg in diesen Beruf finden. Aber auch der Weg über die Sparkassenorganisation über Ausbildung, Traineeprogramme und entsprechende Weiterbildungen ist möglich. Den bin auch ich gegangen, Ausbildung bei einer Landesbank, berufsbegleitendes Betriebswirtschafts-Studium und die Ausbildung zum Analysten legten die Basis. Ansonsten helfen die mittlerweile 27 Jahre Erfahrung im Fondsmanagement, einige Hochs und Tiefs an den Märkten hat man schon miterlebt und das hilft, um in den entsprechenden Phasen auch die Ruhe zu bewahren.
Vor welcher Herausforderungen stehen sie heute?
 
Anders als vielleicht noch in den 90er und 2000er Jahren wird der Markt heute von sehr vielschichtigen Dingen beeinflusst. Nicht nur die Ergebnisse der Unternehmen und deren Erfolgsaussichten sind entscheidend. Faktoren wie die Auswirkungen der lange Zeit lockeren Notenbankpolitik, die Inflation oder das politische Weltgeschehen nehmen verstärkt Einfluss. Hier gilt es, mit einer eher mittelfristigen Sicht die Dinge einzuordnen statt kurzfristigen Trends und Ereignissen zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Auch das Thema Nachhaltigkeit hat sich an den Märkten etabliert und ist eine weitere wichtige Betrachtungsweise, bei der wir Fondsmanager von einer darauf spezialisierten hauseigenen Analyseabteilung kompetent unterstützt werden.
 
Wie legen Sie denn ihr Geld privat an?
 
Neben der selbstgenutzten Immobilie investiere ich auch privat trotz aller Schwankungen vorwiegend in Aktien. In dem von mir verwalteten Fonds bin ich schon seit Auflegung investiert und damit sozusagen in doppelter Hinsicht an das Produkt gebunden.